Montag, 1. Dezember 2014

PRE "Macareno" 2007 - will Rockstar werden!

Der PRE kam 2.5 Jährig aus Frankreich in den Norden zu seiner neuen Besitzerin Kathy. Sie hat ihn mit 3.5 Jahren an longiert. Dann mit 4.5 Jahren angeritten (da gibt es ein paar abenteuerliche Geschichten zu). Darauf folgte viel Kappzaumarbeit vom Boden aus und ein mal die Woche ritten sie im Gelände. Ab Mai diesen Jahres kam Kathy mit Macareno regelmässig zu mir in den Unterricht.

Wie man auf den Bildern sehen kann, hat dieses Pferd ein unglaublich liebes Auge und gleichzeitig den Schalk im Nacken. Sein Gangwerk jedoch, gleicht einem Porsche bei dem versehentlich die Motorensteuerung nicht mit eingebaut wurde. Er kann alles - wenn er will - wie ER will! Taktrein gerade aus gehen war seiner Meinung nach "Kinderkram", damit gibt sich ein stolzer Iberer eher ungern ab (was sollen denn seine Kumpel´s denken?).

Kathy und ich haben ihn erstmal in dem Galuben gelassen - dass er gleich in die Förderklasse für Hochbegabte kommt. Anders hätte Kathy die Anfangszeit nicht überlebt. Ist man länger als 5 Meter gerade aus geritten, hat er aus lauter Langeweile gleich ein Pferdefressendes Monster im Gebüsch entdeckt  - und dann ging´s ab. Darum ging es - obwohl er unglaublich linkshohl war und überhaupt nicht zur Hand hintreten wollte - von Anfang an in komplexere Themen. Kathy hat über Stellung und Biegung erreicht, dass er sich in der Tiefe entspanne kann. Wurde er mal klemmig, gings in halbe Tritte um ihn im Rücken zu lösen. Selbst wenn er bei all dem weder gerade noch schwungvoll ging. Er hat gelernt den Reiter zu akzeptieren und Spass an der Arbeit bekommen.

So kam er Ende Oktober gut vorbereitet zu mir in Beritt.


Über die Stellung/Biegung in die Tiefe - noch nicht korrekt zur Hand hin.


















Am ersten Berittag wollte Macareno seiner neuen Bereiterin gleich zeigen was er alles kann. Um das Engerie-bündel unter Kontrolle zu behalten, habe ich ständig das Thema gewechselt (bevor er ne eigene Idee entwickelt). So gelang es uns am Schluss der Einheit, ihn in die tiefe zu reiten - aber wie man sehen kann, noch nicht genügend zur Hand hin.

Fazit: Am Anfang, Buckelig/Klemmig. Ganz doll linkshohl. Schritt zackelig. Trab schon taktreiner, aber z.T. Pullen auf die Hand - weg rennen. Linksgalopp möglich aber voll auf der Vorhand. Rechtstalopp z.T. Kreuzgalopp.


Die erste Woche habe ich ihn abwechselnd vom Boden aus gearbeitet: Handarbeit: Beginn Übertreten, Beine anheben, Seitengänge. Hier ist er noch unsteht an der Hand. Longe: Gehorsam entwickeln = auf einen Schnalzer antraben, auf 2 angaloppieren (meine konsequente Art schockt ihn erst etwas;-)) Nur Jeden 2. Tag geritten um Muskelkater vorzubeugen. Auf grossen Linien bewegt (viel Trab, weil das "seine Gangart" ist). Nachdem er sich auf mich eingestellt hat und ich sehr zu seinem Ärgernis etwas genauer mit den Bahnfiguren werde (genaue Linien reiten ist wichtig zum gerade richten) - kommt am 4. Tag eine kleine Revolte. Er findet meine Reitweise definitiv zu Deutsch und dann kommt da noch die „schweizerische Pingeligkeit“ dazu. Ich bleibe ruhig aber stur und reite ihn weiter bis er sich damit abfindet. Die Vorhangwendung - die ihm den seitwärts treibenden Schenkel bei bringen soll gelingt von links nach rechts (weil er linkshohl ist). Wenn er jedoch dem rechten Schenkel weichen soll, blockiert er oder rennt rückwärts. Also üben wir das erst in Ruhe am Boden. Einige Schritte Schenkelweichen kommen dazu. Gelingen aber erst klemmig. Samstags lernt er mit Kathy im Unterricht bei Stefanie Hattermann das erste mal Stangenarbeit kennen und konzentriert sich vorbildlich. Das Resultat nach 1.5 Wochen ist sichtbar. Er geht ganze Bahn gerade aus (und findet keine Gespengster im Gebüsch) und kommt nicht mehr Hinter die Hand. Sein Schritt wird von Anfang an „schreitender“. Im Trab kann man langsam steuern. Der Galopp ist immer noch "abenteuerlich" weil er die Hinterhand nicht genübend einsetzt. Darum üben wir das weiter an der Longe.

Nach 2 Wochen kann er an der Longe „durch den Körper“ galoppieren und rockt vom Boden aus die Polka, dass ich aufpassen muss, dass er mir nicht meine Knochen zertrümmert. Er zeigt sich nach und nach entspannter und extrem arbeitsfreudig.

halbe Tritte - leider im Bild nicht ganz so ausdrucksvoll. 

Unter dem Sattel fängt er an korrekt über den Rücken zu gehen. Ich bringe ihn über Übergänge von der Piaffe in den Arbeitstrab zum „schwingen“ und wir haben alle ziemlich Gänsehaut angesichts seines Könnens. Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass ich keineswegs jedes Pferd so schnell in die Piaffe holen könnte und wollte. Es ist jedoch so, dass iberische Pferde die Piaffe „in sich haben“ und sich darüber auch lösen was ihnen dann erst ermöglicht, locker vorwärts abwärts zu traben. Wird das gefühlvoll und schonend angewandt (die Tür nach vorne muss offen bleiben - kein einzwängen) - können Sie sich „über die Versammlung entspannen“. Anzumerken ist, dass im Barock nicht zwischen lösenden und versammelnden Übungen unterschieden wurde. Ich bin auch überhaupt nicht „pingelig“ bei den ersten Piaff- Ansätzen sondern versuche einfach mit ihm zu verwachsen und immer nur für ein paar Tritte drin zu bleiben, bevor es ihm zu anstrengend wird.

Schultervor zum gerade richten.

Durch die Handarbeit lernt Macareno weiterhin biegsamer zu werden. Jetzt gelingen wechsel vom Schulterherein ins Renvers und vom Konter-schulterherein ins Kurppeherein. Man erkennt jetzt eine gerundetere Oberlinie und dass er mit aktivem Hinterbein in Anlehnung schon etwas Berg auf trabt. Macareno fängt nun an den Seitwärtstreibenden Schenkel zu akzeptieren. Das klappt ansatzweise auch schon im Trab. Ich reite viele Tempiwechsel um seine Schwung-entwicklung weiter zu fördern.


 deutlich verbesserter "Antritt" - Mehr Schulterfreiheit. 


Durch die vielen Tempiwechsel gelingt auch schon ein leichtes zu legen in den Mitteltrab und beim abfangen daraus leichte Passage ansätze. Beides genießen wir noch mit Vorsicht, weil er auf keinen Fall auf die Hand kommen darf dabei - immer nur soviel zu legen, wie man auch ohne Kraftanstrengung wieder abfangen kann. Durch viele Vollen und Schlangenlinien auch mal in Konterstellung geritten - mitte ich seine Schulter ein, um sein Brustbein besser anheben zu können.















In der Tiefe entspannen zum Schluss der Trainignseinheit. Besser zur Hand hin - aktiver im Hinterbein.


Woche 3: Vom Rocker zum Elfenprinz

Diese Woche habe ich mich darauf fokussiert, an Macarenos Balance/Gleichgewicht zu arbeiten. Wenn man sich vorstellt, in der Brust des Pferdes befände sich eine Wasserwaage, so muss die Luftblase dieser Wasserwaage in die Mitte der Brust, damit das Pferd das Gewicht der Vorderbeine gleichmäßg ausbalanciert. Genauso hat das Pferd unter dem Reiterschwerpunkt eine Wasserblase. Diese muss möglichst in Richtung der Hinterbeine verschoben werden (Versammlung).

Letzteres erarbeite ich mittels der Handarbeit, weil die Gewichtslose Arbeit das junge Pferd bei den ersten Versammlungsansätzen schont.

Ich kann die Wirkung der Piaffe nicht besser erklären als Theodor Heinze 1837: „Pferden mit gebundenen Schultern und noch nicht gebogenen Hinteren Gliedmaßen, die sich jedoch schon im Gehorsam befinden müssen, ist der stolze Tritt zur Entbindung ersterer und zur Biegsammachung letzterer sehr vortheilhaft.“

Theodor Heinze warnte jedoch auch: “Jedem Nichtschulreiter, sei aber hiermit, diese Schule reiten zu wollen, abgerathen, denn nicht nur daß Pferde, die sich .B. gern anlegen, gern bäumen, überhaupt noch nicht völlig gehorsam sind, in dieser unrichtig ausgeführten Schule viele Veranlassung zur Ausübung ihrer Wiedersetzlichkeiten finden, so wird ihnen auch, wegen Mangels an künstlichen Gleichgewicht, nur „ein Trappeln“, ein niedriges Heben der Füße ohne Tempo, anstatt des taktvollen „stolzen Trittes“ beigebracht, wodurch oft sich weit überschätzende Reiter ihre Pferde ganz besonders Schultersteif und dadurch unsicher machen“

Die Handarbeit beginne ich immer mit Übertreten im Zeitlupentempo (wobei ich hier nicht auf eine Anlehnung bestehe), weil er sich dadurch löst (langsame und ruhige Bewegungen dehnen den Muskel, schnelle ziehen Ihn zusammen. Das erklärt auch, warum Macareno früher immer „gezackelt“ ist. Er war nicht losgelassen.) In den Seitengängen, die als Vorbereitung für die Piaffe dienlich sind, wird er immer steter und weicher in der Anlehnung. Anpiaffieren klappte die Woche schon deutlich mehr am Platz. Auch rechte Hand, wo er wegen der Schiefe vorher nicht am Platz piaffieren konnte oder blockiert hat (drängelte auf die rechte Schulter, hob sich heraus), gelangen zu meiner Freude und seinem Stolz auch schon einige Tritte. Ich achtete darauf, auch mal raus zu traben, damit er in freudiger Erwartung an das Vorwärts aktiv blieb im Hinterbein und nicht lernt mit der Kruppe hoch zu kommen und seitlich auszuweichen.

Die Geraderichtung kommt in der Skala der Ausbildung nicht ohne Grund relativ weit hinten. Ich merke immer wieder bei Berittpferden, dass, wird zu früh mit zu viel Zwang verlangt, dass die Pferde Hufschlagdeckend gehen, sie sich nur verspannen. Da er aber durch die vielen seitlichen Abbiegeübungen im Schritt beweglicher geworden ist, konnten wir nun einen Schritt weiter gehen und beginnen seine Schulter ein zu mitten.

Hierbei hilft das geschickte und genaue Reiten von Bahnfiguren mit Innen- und aber auch Konterstellung. Natürlich habe ich Macareno diese Lektionenabfolge vom Einfachen zum Schwierigen beigebracht (heimlich, versteht sich). Er kannte es bereits, im Schritt auf dem Zirkel auch mal in Konterstellung zu gehen. Schlangenlinien mit weichem Umstellen im Schritt und Trab waren ihm auch durch die vorhergehende Arbeit bereits geläufig. Nun begann ich damit, Schlangenlinien mit 3 Bögen durch die ganze Bahn zu reiten, jedoch alles in einer Stellung durch. Weil er seit dieser Woche immer häufiger taktreinen, raumgreifenden Schritt anbot, konnten wir mit innerer Budda-Haltung alles im Schritt durchschreiten. Begann ich z.B. auf der rechten Hand mit einer Volle, so habe ich die Rechtsstellung durch alle Bögen hindurch mit genommen. Als weiterer Schwierigkeitsgrad kamen Schlangenlinien, bei denen ich ihn immer in die neue Konterstellung nahm, dazu (war besonders bei Macareno hilfreich, weil er durch die Vorhanglastigkeit in Wendungen oft dazu neigt, mit dem äusseren Hinterfuss (oder auch der äusseren Schulter) nach aussen auszuweichen (Zentrifugalkraft lässt grüßen).

Macareno war durch die vielen Wendungen und Handwechsel etwas verwirrt aber bei mir. Das freut mich, er vergisst dadurch, wie schief er eigentlich ist und auf welcher Hand er lieber geht.
-Ich muss an dieser Stelle noch mal anmerken, dass ich keines falls empfehle, beim jungen Pferd zu früh mit Konterstellung zu beginnen. Ein Freak wie Macareno würde sich dabei in regelmässigen Abständen an einem neuen grünen Pferdefressenden Monster im Gebüsch fest gucken und nicht lernen, nach innen gerichtet sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Also erst innere Hilfen, um das Pferd in die Tiefe zu schicken. Dann nach und nach an die äusseren Hilfen ran, um das Pferd mehr gerade zu richten und später auch zu versammeln.

Der aufmerksame Leser erinnert sich daran, dass Macareno linkshohl ist. Was meint ihr, muss ich mit so einem Pferd nun mehr in Links-, oder Rechtsstellung reiten? Ideen gerne auf fb;)

In der Trabarbeit ritt ich die gleichen Figuren, sass ihn jedoch aus, weil Iberer sehr wenig Schwung haben, und ich ihn mit meinem leicht traben eher stören würde und so über meinen Rücken, Seinen zum Schwingen bringen kann und den Takt viel besser beeinflussen kann „das Kreuz (des Reiters) dirigiert“ (Zitat Egon von Neindorf).

Die Konterstellung entwickelt sich so gut, dass wir am Donnerstag zum ersten mal ernsthaft an die Galopparbeit gehen. Steffie schaut mir dabei auf die Finger. Ich fühle mich dabei wie ein Stundreiter, weil Macareno die ersten male so dermaßen nach unten pullt und gegen die Wand laufen will - dass wir in Gefahr laufen, uns entweder mit dem Erdboden oder der Hallenbande zu vereinigen. Die Rossfechterei hat aus mir jedoch einen Adrenalin liebenden Menschen kreiert und so galoppieren wir fröhlich unsere Runden und ich streiche dabei immer wieder mit der inneren Hand über, um ihm die Stütze, die er am inneren Zügel sucht, nicht zu gewähren.

Nach ein paar runden gelingen uns die ersten Galopptouren in denen Macareno mit elfenhafter Leichtigkeit durch hie Halle schwebt. Wir sind zufrieden und schliesse den Tag mit Dehnungshaltung im Trabe ab.

Am Samstag macht Kathy mit Macareno wieder in der Cavaletti-Stunde mit. Er ist etwas aufgeregt bringt das mit Passage-Ansätzen zum Ausdruck Mich freut, dass er diese Lektion anbietet, annehmen werden wir sie jedoch noch nicht länger als für 2-3 Tritte, weil sie die Passage immer mit einem festgehaltenem Rücken einhergehen kann. Und er noch nicht genügend Kraft in den Banken hat, um sich mit gebeugtem Hinterbein vom Boden abzustossen.
Am Sonntag arbeite ich ihn erst spielerisch in der Polka und wir bekommen das erste Verbeugen bei dem er unten bleibt hin. Macareno bleibt einfach unten und schaut mich ganz verdutzt an „das war alles? Schätzelein: Hättest ja gleich sagen können! Nun schieb endlich die Karotte rüber!“.

Ich longiere ihn am Kappzaum und da er es noch nicht gut kennt, mit anderen Pferden in der Halle gearbeitet zu werden, lasse ich ihn erst nicht zu lang. (Jedes junge Pferd muss erst lernen, damit um zu gehen, dass in der Bahn nicht die gleichen Regeln wie in freier Wildbahn gelten! Die einen greifen an (Ranghoch), andere blockieren (Rangniedrig) wenn andere Pferde auf sie zu kommen, weil sie nicht wissen, dass die Rangordnung der Bahnordnung unter zu ordnen ist).

Weil er bei den Übergängen vom Trab zum Schritt noch zackelt (Untertreten ist anstrengend, weil er dazu in der Lende los lassen müsste), erarbeite ich das noch mal an der Hand. Anschliessend kann ich ihn an der Longe mit Schritt-Trab-Übergängen und fleissiger Galopparbeit bespaßen weiterhin fängt er immer mehr an, im Rücken zu schwingen. Ich freue mich, dass er nun auf der rechten Hand flüssig und schon gut gerade gerichtet durch galoppiert. Der Elfenprinz entwickelt sich!
Woche 4
Diese Woche steht ganz im Zeichen der Verbesserung des Galopps und damit auch seiner Versammlungsfähigkeit (Also der Balance).

Ich möchte dies Anhand von Theodor Heinzes Ausführung bildlich darstellen:






















Darum arbeite ich ihn zu Beginn an der Hand auch immer in halben Tritten. Macareno hat schnell gelernt, fast am Platz  zu traben (die meisten Leute glauben, die Piaffe würde fast ausschliesslich im Vorwärts entwickelt, viele Pferde tun sich darin allerdings schwer, weil sie durch das „vorwärts kriechen“ immer wieder auf die Vorhand kippen. Darum hat es sich bewährt, relativ rasch die Piaff-Ansätze möglichst kurz aber auch möglichst zum Platz zu entwickeln). Jetzt geht es mir jedoch darum, ihn mehr von der Vorhand weg zu bekommen (das wollte ich am zu Beginn gar nicht, um ihn nicht zu überfordern). Nun geht es aber darum aus dem Piaff-Ansatz eine richtige Piaffe aus zu formen. Da Macareno sowieso Meister im Hintern hoch ist (früher massiv eingerollt, Passage-Ansatz mit hoher Kruppe, Kopf zwischen die Beine beim angaloppieren), ist es bei ihm wichtig, recht bald das „Setzen“) zu üben.

So lasse ich ihn an der Hand angaloppieren (er ist etwas verwirrt aber pest brav los. Kein Problem. Er muss es noch nicht am Platz können.) Dadurch bekomme ich mehr Energie ins Pferd und die Idee vom Schulter anheben. Macareno versteht sofort und setzt wie immer wenn er verstanden hat, so spektakulär um wie´s nur irgendwo möglich ist (Showmen bleibt Showmen) und bietet an mit beiden Vorderbeinen gleichzeitig abzuheben. In der Fachsprache nennt man das Steigen (und damit Widersetzlichkeit). Ich lobe ihn dafür, da ich mich freue, dass er mein Bild vom „Schulter anheben“ so eifrig umsetzt. Das mit dem diagonalen Beinpaar klären wir beim nächsten Mitarbeiter-Gespräch.






Da er unterm Sattel Schwierigkeiten hat, taktrein vom Trab zum Schritt zu finden, nehme ich mir Stangen zur Hilfe. Der Held findet das sehr aufregend und ich lasse ihn erst lange über Schritt-Stangen gehen, bis er begreift, dass wir heute ausnahmsweise doch noch keine M-Sprünge aufgestellt haben und sich etwas entspannt. Ich lasse ihn wechselweise über die Schrittstangen schreiten (er dehnt sich brav zu den Stangen, ich würde mir aber wünschen, dass er dabei noch mehr mit der Nase vorkommt), dazwischen lasse ich ihn auf der anderen Zirkelseite übertreten.



Danach beginne ich mit Trabarbeit um die Stangen herum und pariere ihn kurz vor den Schrittstangen zum Schritt durch, so dass er sofort zu einem Taktreinen Schritt findet. Das ermöglicht mir, mit möglichst wenig Hilfegebung aus zu kommen (viel hilft bei Macareno nicht viel, sondern bringt ihn dazu wirr im Kopf zu werden). Der Galopp wird an diesem Tag zu einer Interessanten Unternehmung (Er ist immer noch aufgeregt, angesichts des vermeintlichen M-Parcours). Macareno ist so aufgedonnert, dass ich mir wünsche, 30 Kilo mehr auf die Waage zu bringen, weil es ordentlich Mühe bereitet, den auf Krawall gebürsteten Macho zu bändigen.


Um dem eigentlichen Wochenthema dem Galopp näher zu kommen beginne ich am Tag darauf viele Übergänge zu reiten. Ich wähle den Mittelzirkel, weil ich üben will, ohne Bande auszukommen. Damit ich besser Kontrolle über die äusseren Hilfen bekomme (wir erinnern uns, das Macareno gerne mit dem äusseren Hinterbein nach aussen ausweicht (Zentrifugalkraft)), lasse ich ihn bei V und P (also auf der Mittellinie der offenen Zirkelseite) jeweils ne Volte nach Aussen traben. An der Bande pariere ich über Schritt ins Halten und richte ihn daraus rückwärts. Er gehorcht schon brav, ich würde mir aber im Rückwärtsrichten allerdings wünschen, dass er mit dem Genick besser oben bleibt damit ich die Verbindungsbrücke zur Hinterhand nicht verliere. Durch die Übergänge und Kontrolle über die äusseren Hilfen können wir so schon ein paar mal gesittet angaloppieren.


Halten aus dem Trabe entwickelt über mehrere halbe Paraden vom Trab zum Schritt zum Halten. Schon fast geschlossen. Nase könnte noch mehr vor, Genick höher damit er mehr auf die Hanken kommt. 












Endlich schaffen wir es, das Kompliment mal Kathy vor zu führen. Das Pferd wird definitiv zu gut gefüttert, denn es bereitet mir ziemliche Mühe, Macareno für die genmanipulierte Bonzenriesenkarotte zu begeistern (Anmerkung vom Rockstar: die schwarze Katze wollte ihn von der Bande aus angreifen). Macareno schafft es natürlich zu meiner Schande, was von dem gigantischen Riesending ab zu beissen bevor ich ihn im Kompliment habe. Triumphierend kaut er ungefähr 5 Minuten auf dem Teil rum, bis wir schliesslich bei einem 2. Anlauf erfolgreich sind. 

Den Tag darauf widme ich mich der Verbesserung der Biegung und arbeite an den Seitengängen weiter. Damit ich wirklich Biegung im Schulterherein bekomme (und nicht Schenkelweichen wobei der äussere Hinterbein nach aussen vom Schwerpunkt weg tritt), lasse ich ihn immer aus Volten (die uns jetzt ohne Ausfallen der Hinterhand gelingen) ein paar Tritte an der Bande im Schulterherein traben und wende dann wieder in eine Volte ab. Das gelingt noch nicht so fein, wie ich es mir wünschen würde, aber gut Ding will Weile haben. Auf dem sieht man bereits ein aktives Hinterbein und angehobene Schulter. Die äussere Reiterhand ist zu hoch, daher kommt das leichte Verkanten.

In der Galopparbeit zeigt sich, dass mein Wochenplan aufgeht. Nachdem das Angaloppieren noch etwas mit Übermut in Richtung Erdboden gekennzeichnet ist, gelingt es mir durch die vielen Übergänge ihn im Galopp so von der Vorhand weg zu holen, dass ich zum Sitzen komme und er seinem Name als stolzer Iberer alle Ehre bereitet.

Ich lasse Kathy mit Macareno zum Abschluss die Polka an der Hand ausführen und wir achten darauf, dass er hinten gut mit geht. Er freut sich darüber, seiner Kathy zeigen zu können, was er gelernt hat und arbeitet eifrig mit.


Da die Berge rufen und ich am Wochenende in der Schweiz Isländern beibringe übern Rücken zu gehen, findet heute so eine Art Übergabe statt. Ich zeige Kathy (die zum Glück bereits Übung darin hat), die Handarbeit. Wir achten besonders darauf, dass er in den Vollen und im Schulterherein mit der Nase vorne bleibt (was angesichts seines inzwischen gewaltigen Schrittes ein ganz schönes Mitgehen von Kathy erfordert). Danach nutzen wir die Chance beide Anwesend zu sein, und arbeiten noch zu Zweit an der Piaffe (Kathy hat ihn an der Hand, ich treibe nach (was allerdings nicht wirklich notwendig ist, weil dieses Pferd so sensibel ist). Zu unserer Freude gelingt heute auch schon ein Schulteranhebend in der Piaffe ohne gleich in die Luft zu gehen. Macareno zeigt uns, dass man statt der langweiligen Polka auch gleich in den spanischen Schritt übergehen kann und spult ab (zu unserer Freude vergisst er dabei sein „Hintertheil“ nicht;) Ich bin gespannt, wie sich die Beiden am Wochenende entwickeln und mache mich erst mal vom Acker.


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