Freitag, 8. Mai 2015

Die natürliche Schiefe unter dem Sattel erkennen

Emerito als rechtsholes Pferd, einhändig geführt. Durch die natürliche Schiefe tritt das rechte Hinterbein an der Spur vorbei. Die Körpermasse fällt nach links. Hier wären gerade richtende Hilfen notwendig! 


Die natürliche Schiefe des Pferdes macht sich täglich unter dem Sattel bemerkbar. Wo eine Lektion auf einer Hand spielerisch leicht gelingt, kann sie auf der anderen Hand durchaus Mühe bereiten. Wenn die Schiefe nur Muskulär bedingt ist, kann sie behoben und bei zuviel Eifer sogar umgedreht werden! Bei einem Pferd mit einer Skoliose, die auch von Geburt an so gewachsen sein kann, ist eine Korrektur natürlich nur bedingt möglich, da Knochen sich im Gegensatz zu Sehnen und Bändern schliesslich nicht formen lassen (es gibt zwar archäologische Funde die was anderes Beweisen, aber das ist hier jetzt nicht Thema). Dennoch kann selbst bei einem Pferd mit einer verwachsenen Schiefe durch sinnvolles Training einiges an Bewegungsmöglichkeit und damit auch Durchlässigkeit dazu gewonnen werden. Um das schiefe Pferd sinnvoll gymnastizieren zu können, muss jedoch zuerst erkannt werden, wie das Pferd schief ist. Eine Diagnose kann, wie ich im letzten Blog beschrieben habe, an der Longe, oder für den fortgeschrittenen Reiter auch unter dem Sattel erfolgen. Heute werde ich nun erläutern, wie sich die Schiefe unter dem Sattel anfühlt. Ich werde wie immer versuchen mich kurz zu fassen, schliesslich wollen wir ja alle reiten und uns nicht stundenlang mit Theorie abgeben müssen;) Wir gehen zu unserem Beispiel mit dem rechts hohlen Pferd zurück:

Ein rechtshohles Pferd (die rechte Muskelkette ist verkürzt) geht lieber auf der rechten Hand. Seine ganze Körpermasse fällt nach links, die Rechte wird entlastet. Der Reiter fühlt, egal auf welcher Hand er reitet, dass das Pferd sich auf den linken Zügel legt, und nicht an den rechten herantritt. Folglich galoppiert es rechts auch lieber an. Hier entsteht durch die verkürzte Muskulatur auf der rechten Körperseite des Pferdes der Eindruck, dass Pferd biege sich besser. Das erleichtert es dem Reiter innen zu sitzen. Er fühlt, dass der rechte Schenkel willig angenommen wird. Mit der Schulterkontrolle sieht es leider nicht so rosig aus. In den schnelleren Gangarten kann es durchaus passieren, dass das Pferd nach aussen drängelt, wenn nicht sogar über die linke Schulter ausbricht. Gerade bei Reitern, die dazu neigen, über den inneren Zügel zu lenken, oder gar sich hier fest zu ziehen kann sich dieses Problem fatal auswirken. In Tat und Wahrheit, geht das Pferd auf der rechten Hand mit der Schulter immer etwas weiter draussen (sprich auf einem größeren Zirkel) und mit der Hinterhand weiter drinnen (sprich auf einem kleineren Zirkel). Es könnte der Eindruck entstehen, der Reiter reite absichtlich Kruppeherein, auch Travers genannt. Auf der rechten Hand gelingen versammelte Lektionen ganz leicht, während Zulegen eher Probleme bereiten dürfte.

Foto by Derya
Schulung für das Auge: Ich reite meinen rechtshohlen Freiberger auf der linken Hand im Renvers. Dies fällt ihm besonders leicht, weil er sich rechts gerne hohl macht. Beim genauen betrachten sieht man jedoch, dass er zu doll nach rechts gestellt ist, und etwas über die linke Schulter ausbricht. 
Ich müsste in diesem Fall besser am linken Zügel führen, und rechts mehr nachgeben. 

















Auf der linken Hand wird's unbequem. Hier lässt sich das Pferd nicht gut biegen (weil, wir erinnern uns: die rechte Muskelkette verkürzt ist, das Pferd links rum aber rechts loslassen (sich dehnen) müsste. Dadurch dass die Körpermasse nach links fällt und das Pferd sich auf den linken Zügel legt, drängelt es nach innen. Das kann bei einem jungen Pferd in den schnellen Gangarten dazu führen, dass das Pferd beinahe umkippt oder auf rutschigem Boden gar den Boden unter den Füssen verliert, da die Hinterhand beim rechtshohlen Pferd durch die Schiefe, verstärkt von der Zentrifugalkraft nach aussen weg driftet. Das Pferd geht mit der Hinterhand immer einen größeren Kreis, wie mit der Vorhand. Den linken Schenkel scheint das Pferd gar nicht zu kennen. Aber jetzt bitte nicht noch mehr innen treiben. Das macht das Pferd höchstens Schenkellahm!

Wie die Schiefe durch Training positiv verändert werden kann, erkläre ich in den folgenden Blogs:) Bis dahin, bitte teilen, wenns gefällt liken und bei Bedarf auch Fragen in den Post unten rein schreiben!

PS: Reiten im Damensattel ist bei einem rechts hohlen Pferd durchaus sinnvoll und hat, aufgrund des dominierenden linken Schenkels (rechts ist ja nur die Gerte als Schenkelersatz) eine gerade richtende Wirkung;)
Foto by Hanne Bratholm

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